Skip to main content

Interview mit Ralf Leister:
PowerPoint Karaoke als Trainingsmethode

März 29, 2024

Irgendwann in unserem Leben müssen viele von uns einen Vortrag vor einer großen Gruppe von Menschen halten. Wofür/Warum ist das Freie Sprechen wichtig im Leben? Wie kann man seine Fähigkeiten als Redner verbessern? Wie kann man die Angst überwinden, vor Publikum zu sprechen? Und was hat PowerPoint Karaoke damit zu tun? In diesem Interview sprechen wir mit dem erfolgreichen Trainer und Moderator Ralf Leister, um Einblicke und Geschichten aus seinen Erfahrungen zu teilen.

Hallo Ralf, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst!

Hi, ich danke Euch für die Einladung und bin gespannt auf das Gespräch!
Skizziere uns zu Beginn doch gerne kurz eine Geschichte, wie du aufgewachsen bist und was deine frühesten Erinnerungen an das Sprechen vor Publikum sind?

Wie vermutlich viele habe ich meine ersten Sprech-Erfahrungen in der Schule gesammelt. Da wir uns das Thema unseres ersten Vortrags aussuchen durften, habe ich Bernsteine gewählt. Die haben mich schon immer fasziniert. Leider sind die Folien für den Overhead-Projektor im Vortrag heruntergefallen. Das war unangenehm, aber in dem Moment habe ich gemerkt, dass mir beim Sprechen nichts passieren kann.

Ich bin in Hamburg geboren, aufgewachsen und hiergeblieben. In meiner Freizeit treibe ich selbst viel Sport und bin LEIDENschaftlicher HSV-Fan.

Wie bist du dazu gekommen, als Moderator & Trainer zu arbeiten?

Das war ehrlicherweise alles andere als geplant. Durch meine Abschlussarbeit im Studium und ein Blog-Projekt wurde ich auf verschiedene Events eingeladen. Durch den engen Draht zu den Organisationsteams bekam ich schnell die Chance, selbst Vorträge zu halten.

Da diese sehr gut ankamen, wurde ich 2017 gefragt, ob ich auch moderieren kann. Neugierig und selbstbewusst habe ich „ja“ gesagt und wurde seitdem oft weiterempfohlen.

Parallel dazu habe ich weiterhin engen Kontakt zu meiner Hochschule gehalten. Dort habe ich selbst mehrere Module nebenberuflich unterrichtet. Eines davon war und ist immer noch der Kurs „Presentation Skills“. Mehrmals im Jahr darf ich die neuen Studierenden in ihrer ersten Woche unter meine Fittiche nehmen. In den letzten Jahren habe ich das Konzept auch auf Trainings für Kleingruppen und Einzelpersonen außerhalb der Hochschule ausgeweitet. Die Teilnehmenden gehen von kleinen, mittleren und großen Unternehmen bis hin zu NGOs.

Ich habe also viel experimentiert und die Dinge getan, die sich für mich richtig angefühlt haben. Aber auch eine Prise Glück & Mut gehörten auf meinem Weg immer mit dazu.

Welche(n) Fehler hast du zu Beginn deiner Karriere gemacht und was hast du daraus gelernt?

Existenzgefährdende Fehler habe ich (bisher) zum Glück nicht gemacht, aber ich tappe immer wieder in dieselbe Falle.

Als kommunikativer Typ regle ich vieles gerne in einem Dialog. Gerade im Business ist es manchmal ratsam, Dinge schriftlich festzuhalten. Einerseits, um Missverständnisse zu vermeiden. Andererseits, um sich rechtlich abzusichern.

Was ist dein Lieblingszitat aus der Kategorie „Lebensweisheit“?

Ich bin nicht so ein Freund von Kalendersprüchen. Ein Motto, das mir aber immer wieder geholfen hat, ist: „Done is better than perfect“.

In meinem Umfeld sind viele kluge und talentierte Menschen, die aussichtsreiche Ideen mitbringen. Einige von diesen werden aber nie umgesetzt werden, weil sie zu sehr durchdacht werden.

Du stehst und sprichst oft vor Publikum. Welche Ratschläge hast du für jemanden, der demnächst vor einem Publikum spricht oder präsentiert, sich aber von der Aussicht auf Misserfolg einschüchtern lässt?

Mit meiner Antwort auf diese Frage könnte ich das Interview komplett sprengen, aber das möchte ja niemand. Deshalb hier vier konkrete Tipps:

  1. Hinterfrage einmal basierend auf Deinen bisherigen Erfahrungen, welche Erwartungen Du hast, wenn Du im Publikum eines Vortrags sitzt. Die wenigsten Vorträge, die wir in unserem Leben hören, reißen uns vom Hocker. Das erwartet daher auch niemand von Dir. Die höchsten Erwartungen hast Du an Dich selbst.

  2. Bereite den Anfang und den Schluss vor. Erzähle dabei am besten eine persönliche und zum Thema passende Anekdote und greife diese zum Ende nochmal auf.

  3. Du kannst die Wirkung Deines Auftrittes enorm verbessern, wenn Du an Deiner Körpersprache und Deiner Stimme arbeitest. Bereite daher (mindestens) eine Geste vor (z.B. Aufzählung, Visualisierung mit den Händen oder auf etwas zeigen) und unterstreiche eine weitere Aussage mit Deiner Stimme (z.B. schneller / langsamer / lauter / leiser werden oder eine bewusste Pause). Dadurch machst Du bereits mehr als 95% der anderen und kannst ganzheitlicher wirken.

  4. Bereite (mindestens) einen Punkt vor, auf den Du Dich bei Deinem Auftritt freust. Die Vorfreude entspannt Dich und überträgt sich aufs Publikum. Das kann ein cooler Einstieg, ein Bild, ein Video, ein GIF, eine Metapher, eine provokante Frage, eine Interaktion o.ä. sein. Sei kreativ.

Nicht jede Veranstaltung oder Moderation ist gleich. Auch wenn du sehr geübt bist, musst du dich sicherlich trotzdem jedes Mal neu darauf einstellen. Wann hast du noch Lampenfieber und was tust du dagegen?

Ein bisschen Nervosität gehört dazu. Ich ziehe daraus Energie und Fokus. Wirklich aufgeregt bin ich, wenn im Publikum Personen sind, die ich privat sehr gut kenne.

Dann vergegenwärtige ich mir, dass gerade diese Personen es immer gut mit mir meinen. Außerdem sage ich ihnen vor meinem Auftritt, dass ich durch sie etwas nervös bin. Meistens fühlen sie sich dadurch geschmeichelt und versichern mir, dass ich nicht nervös sein muss. Natürlich hilft das überhaupt nicht, aber in dem Moment fühlt es sich gut an.

Lieber Ralf, vielen Dank für all das. Hier ist die Hauptfrage unseres Interviews. “Wie schätzt du PowerPoint Karaoke als Trainingsmethode ein, um sein Potenzial in den Bereichen öffentliches Sprechen, Storytelling, Präsenz zu entfalten?”

Ich habe PowerPoint Karaoke im Studium kennengelernt und war sofort begeistert.

Seitdem ich selbst Trainings gebe, nutze ich die Methode immer. Und das schon seit Jahren. Ich möchte auf PowerPoint Karaoke nicht mehr verzichten. In den Feedbacks wird der Teil des Trainings ebenfalls immer positiv hervorgehoben.

Was gefällt dir an PowerPoint Karaoke und warum ist es für dich eine nützliche Technik?

PowerPoint Karaoke nutze ich vor allem aus zwei Gesichtspunkten sehr gerne:

Erstens bringt die Methode den natürlichen Präsentationsstil zum Vorschein. Gerade im zweiten Teil eines ganztägigen Trainings sind die Teilnehmenden häufig verkopft. Durch das viele Feedback, das im Laufe des Tages geteilt wurde, hinterfragen sie den eigenen Stil zunehmend.

Das ist ein bisschen der Effekt, der auftritt, wenn ich Dich bitte, „einmal ganz normal vor mir zu gehen.“ In dem Moment wirst Du Dich fragen: „Wie gehe ich nochmal normal?“.

Bei PowerPoint Karaoke denken die Teilnehmenden nicht über Füllwörter, Körpersprache, Redetempo, Gestik und ihren Wortschatz nach. Sie hoffen einfach nur, irgendwie durch die Präsentation zu kommen. Durch die fehlende Vorbereitungszeit sinkt zudem der Erwartungsdruck. Niemand erwartet eine perfekte Präsentation, wenn Du nicht weißt, worum es darin geht.

Zweitens lockert PowerPoint Karaoke die Stimmung auf. Trainingstage sind intensiv, weshalb das Energielevel über den Tag sinkt. Durch die Auflockerung zwischendurch sind die Teilnehmenden wieder aufnahmefähiger. Außerdem behalten sie das Training so in bester Erinnerung.

Wann und wie kommt PowerPoint Karaoke bei dir in den Trainings zum Einsatz?

Wie eben schon angesprochen, setze ich PowerPoint Karaoke eher im zweiten Teil meiner Trainings ein. Dabei lose ich meistens, wer als nächstes dran ist. Dadurch ist die Aufmerksamkeit enorm hoch.

Außerdem streue ich zwischen den Präsentierenden immer noch ein paar Insights ein, die zum eben Gehörten bzw. Gesehenen passen.

Was ist dir bei PowerPoint Karaoke Präsentationen wichtig?

Mir ist wichtig, dass die Person, die präsentiert, sich der Rolle annimmt. Natürlich darf und soll sogar gelacht werden. In dem Moment ist es allerdings Deine Aufgabe, die Präsentation als Deine zu verkaufen.

Ähnlich wie in einer beliebten deutschen Casting-Show, die ich nicht näher benenne, lautet mein Motto beim PowerPoint Karaoke: „The show must go on!“

Genauso ist es auch im echten Leben bei einer vorbereiteten Präsentation. Dort können unvorhergesehene Dinge passieren. Die Technik kann Probleme bereiten, das Publikum kann anders als erwartet reagieren. Das darfst Du zwar wahrnehmen, aber es sollte Dich nicht daran hindern, Deine Botschaft zu formulieren und entsprechend zu wirken.

Worauf achtest du besonders bei dem Präsentierenden während er seine PowerPoint Karaoke Präsentation hält?

Das ist sehr individuell. Vor dem PowerPoint Karaoke habe ich die Person schon mindestens einmal im Rahmen des Trainings präsentieren sehen. Ich achte also besonders auf die Stärken bzw. Entwicklungsfelder, die im ersten Feedback erwähnt wurden.

Meistens geht es um Körpersprache, Stimme, Tempo und / oder Füllwörter.

Gibt es jemanden auf der Welt, mit dem du gerne zu Mittag essen würdest und wenn ja, warum? Vielleicht können wir denjenigen markieren und sehen, was passiert!

Oh ja, einige sogar – zumal ich sehr gerne esse!

Wenn es ums Reden geht, würde ich gerne mal Barack Obama treffen. Bei seiner Abschlussrede hatte ich Tränen in den Augen.

Als Fußballfan würde ich gerne mal mit Toni Kroos und David Beckham essen gehen. Ich glaube, wir könnten uns gut verstehen und wären eine witzige Runde.

Was sind deine drei Lieblingsbücher?

Es gibt so viele gute Bücher. Sich da auf drei festzulegen, fällt schwer. Ich greife mal drei verschiedene Bereiche auf:

  1. Umgang mit Menschen: „How to Win Friends and Influence People” von Dale Carnegie. Das Buch ist zwar schon etwas älter (1937), die Aussagen sind aber aktueller denn je.

  2. Selbstorganisation: „Atomic Habits“ von James Clear. Auch dieses Buch ist ein Klassiker. Es geht um die Macht von Routinen für ein erfüllteres Leben.

  3. Wissenschaft: „A Brief History of Humankind” von Yuval Noah Harari. Er fasst die Geschichte der Menschheit so zusammen, dass sie in eine Hand passt. Ein erdendes Leseerlebnis.

Auf Affiliate-Links habe ich bewusst verzichtet und empfehle Dir entweder lokale Buchhandlungen oder die Bücherhallen 😊.

Du bist auch in den sozialen Medien vertreten? Wie und wo kann man dir online folgen?

Am aktivsten bin ich bei LinkedIn

Lieber Ralf, das war sehr informativ, vielen Dank! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

Ich danke Euch!

Ralf Leister | Moderator, Speaker, Trainer


Teile jetzt diesen Beitrag