„Um eine gute improvisierte Drei- Minuten-Rede zu halten, benötige ich beispielsweise drei Tage“,
Mark Twain.
So viel Vorbereitungszeit hat man bei KAPOPO nicht – hier ist von Anfang an Improvisation gefragt, wenn es um PowerPoint-Karaoke-Präsentationen geht.
Deshalb haben wir ein Interview mit dem Künstlerduo Open And geführt. Open And, das sind: Klara Györbiro (Slam Poetin, Comedienne und Improvisationskünstlerin) und Bene Belter (Musiker, Comedian und ebenfalls Improvisationskünstler).
Bekannt für ihre PowerPoint-Karaoke-Live-Events in Hamburg, bringen Klara und Bene eine einzigartige Mischung aus Kunst, Kreativität und Comedy auf die Bühne.
In diesem Interview teilen sie ihre Erfahrungen und Geschichten, um einen Blick hinter die Kulissen ihrer verschiedenen Showformate und PowerPoint-Karaoke zu ermöglichen. Eine Inspiration für alle, die sich der Herausforderung der Improvisation stellen wollen.
Liebe Klara, Lieber Bene, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt!
Sehr gern, vielen Dank für die Einladung!
Gebt den Lesern gerne einen kurzen Eindruck von euch – wer seid ihr?
Klara: Ich bin Psychologin, Poetry Slammerin, Improschauspielerin, Comedienne und Moderatorin. Wenn ich mich entscheiden müsste, wofür mein Herz am meisten schlägt, wird es schwierig 😀
Bene: Kurz? Bene Belter bedeutet ohne Leerzeichen „benebelter“ – gemeint als Synonym zu „verpeilter“, kein gewollter Bezug zu Drogen.
Gemeinsam sind wir als Open And nun auch als Veranstalter*innen unterwegs und veranstalten Shows wie Powerpoint-Karaoke, die wir moderieren, und Formate wie „3, 2, 1mpro“ und das Impro-Musical „Jokebox“, bei denen wir mit einer Gruppe selbst Improtheater aufführen.
Außerdem bieten wir als Open And auch Workshops für Firmen im Bereich Präsentationstechniken mit Hilfe von Powerpoint-Karaoke an.
Wie und wo habt ihr euch als Duo kennengelernt und wie kam es zum Namen OpenAnd?
Wir haben uns in unserer gemeinsamen Studienstadt Wien beim Improvisationstheater kennengelernt. Uns verband die gemeinsame Liebe für das Auftreten und für Shows – Bene in der Musik und in der Comedy und Klara im Poetry Slam und in der Comedy. 2019/2020 sind wir beide in Klaras Heimatstadt Hamburg gezogen und sind dort beide viel auf Bühnen aufgetreten. 2021 veranstalteten wir das erste Mal gemeinsam mit dem Kulturbereicherungsbetrieb Powerpoint-Karaoke als unsere erste Impro-Show. Da unser Herz sehr für das Improtheater schlägt, haben wir uns 2023 dazu entschlossen, dies auszuweiten, Open And zu gründen und neben Powerpoint-Karaoke weitere Impro-Shows in ganz Hamburg anzubieten.
Der Name Open And ist einerseits ein Vorsatz Veranstaltungen zu organisieren, von denen man wünschte, sie würden niemals enden – also Open End – und der goldenen Impro-Regel „Yes, And…“, da wir uns vor allem Dingen auf das Organisieren von Improveranstaltungen konzentrieren.
Was ist euer Lieblingszitat aus der Kategorie „Improvisation/Theater“?
„Mein*e Partner*in ist Gold für mich“ – Hidden Shakespeare
Kann man eigentlich Improvisation lernen und wenn ja, wie? Wie schafft ihr das zum Beispiel bei eurem „3,2, 1mpro“ – Format?
Klar kann man das lernen. Das Gehirn ist plastisch und reagiert auf Training. Auch wenn jeder Impro-Abend anders ist und alles im Moment entsteht, so trainieren wir mit unseren Impro-Kolleg*innen regelmäßig. Besonders Üben lassen und sollten sich Impro-Techniken, Formate und die Grundpfeiler des Improtheaters: Das Aufeinander-Reagieren, das Zusammenspiel, die offene und neugierige Haltung.
Nicht jeder Auftrit ist gleich. Auch wenn ihr sehr geübt seid, in dem was ihr macht, wann habt ihr noch Lampenfieber und was tut ihr dagegen?
Klara: Das Lampenfieber kommt bei mir mittlerweile viel später als früher. Oftmals habe ich erst einige Sekunden vor dem Aufgang auf die Bühne Lampenfieber. Das ist allerdings etwas, das für mich dazugehört und das ich genieße – daher wende ich keine Techniken o.Ä. an, um es loszuwerden.
Bene: Umso mehr Vorbereitung hinter etwas steckt, umso mehr eingeübt wurde, umso mehr alles richtig laufen muss, desto höher ist mein Stresslevel. Für mich ist ein Mittel gegen Lampenfieber mich zu vergewissern, dass nicht alles 100tig laufen muss. Wenn alle Stricke reißen, dann heißt es halt wieder Impro 😊
Vielen Dank ihr Lieben bis hierher. Kommen wir zur Hauptfrage unseres Interviews: “Was gefällt euch an PowerPoint-Karaoke und woher kommt eure Motivation, genau solche Live-Events zweimal im Monat zu veranstalten?”
Bei PowerPoint-Karaoke kommen viele schöne Aspekte zusammen: Es ist einerseits ein tolles Impro-Format, das einem durch die Präsentationen andererseits etwas mehr in die Hand gibt als beim klassischen Improvisationstheater. Somit können auch Anfänger*innen sich bei Powerpoint-Karaoke auf die Bühne trauen und ihre ersten Impro-Erfahrungen machen. Außerdem ist es eine tolle Übung für den privaten und beruflichen Kontext, ins kalte Wasser zu springen und einfach aus dem Stegreif eine Präsentation zu halten.
Wir möchten einerseits, dass das Publikum einen tollen Abend hat und gut unterhalten wird und andererseits möchten wir jedem und jede*r die Möglichkeit geben, genau dies einmal auszuprobieren und vielleicht festzustellen, dass Impro-Theater etwas ist, das der Person richtig viel Spaß macht.
Wie läuft eine PowerPoint-Karaoke-Veranstaltung bei euch ab?
Unsere Show beginnt mit einem musikalischen Intro von Bene und einem Warm-Up durch Klara. Anschließend treten 8 Personen auf und bekommen jeweils 8 Minuten Zeit, um ihre Präsentation zu halten. Sie bekommen im Vorfeld keinerlei Informationen über die Präsentation und erfahren das Thema erst in dem Moment, in dem sie das erste Mal auf dem Clicker „weiter“ drücken. Unsere Show orientiert sich in der Veranstaltungsabfolge an erfolgreichen Poetry Slam-Formaten: So dürfen 5 Personen aus dem Publikum als Jury fungieren und Punkte verteilen. Am Ende des Abends darf dann eine Person als Gewinner*in aus dem Abend hervorgehen und den Inhalt einer Bullshit-Box mit nach Hause nehmen, welche mit Gegenständen und Mitbringseln aus dem Publikum gefüllt wurde. Wir haben uns hier sehr stark von dem PPK-Format in Wien inspirieren lassen, ein Shoutout an der Stelle an Fabian Navarro und FOMP
Eine Besonderheit in unserem Format ist, das jederzeit auch musikalisch improvisiert werden kann, da Bene am Klavier stets bereit für einen Jingle, einen Song oder eine dramatische Untermalung ist.
Wir veranstalten Powerpoint-Karaoke entweder alleine oder mit dem Kulturbereicherungsbetrieb.
Worauf achtet ihr bei euren Events und wie hebt ihr euch ggf. von anderen Veranstaltern in dem Bereich ab?
Durch die musikalische Begleitung von Bene und Klaras Anmoderation, in der sie häufig mit einem komödiantischen Blick psychologische Fakten erzählt und so das Publikum auf einen lustigen Abend einstimmt, bekommt die Show eine Art Late-Night-Show-Charakter. Die Teilnehmenden können Bene auch während ihrer Vorträge miteinbeziehen und die Präsentation dadurch untermalen.
Außerdem achten wir stark darauf, dass wir ein diverses Line-Up fördern. Bei Veranstaltungen im Comedy-Bereich (zu der wir PowerPoint-Karaoke zählen würden) zeigt sich oft ein recht männliches, heteronormatives Bild von Auftretenden. Uns ist es wichtig, dies aufzubrechen und dazu beizutragen, dass sich dies in Zukunft ändert. Wir möchten FLINTA-Personen und Menschen aus der queeren Community eine Bühne bieten und haben mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass sich diese Menschen vermehrt bei uns melden, um bei uns aufzutreten, da sie bereits stark repräsentiert sind. Dies freut uns besonders, da es uns ein Anliegen ist, einen Rahmen zu schaffen, in der alle Menschen sich wohlfühlen.
Unsere Präsentationen gestalten wir außerdem alle selbst und legen großen Wert darauf, dass diese einerseits für das Publikum unterhaltsam gestaltet sind und andererseits genug Material bieten, um auch für Anfänger*innen den Einstieg in die Show zu erleichtern. Durch unsere eigene Impro-Erfahrung und Erfahrung als Auftretende bei PowerPoint-Karaoke können wir dies mittlerweile gut einschätzen.
Ihr habt schon einige PowerPoint-Karaoke-Shows und zahlreiche freiwillig Vortragende gesehen. Welche 3 Tipps habt ihr für Neulinge?
1. Wenn euch eine Folie oder ein Thema überwältigt, brecht es auf in kleine Happen. Konzentriert euch auf ein Bild, was euch anspricht, auf ein Wort, was resoniert, findet einen Einstieg und geht von da aus weiter.
2. Setzt euch selbst oder euer fiktives Umfeld in die Präsentation. Ein recht sicherer Lacher ist zu sagen „Hier, das bin ich“ oder „Das ist mein Hund“, „Das ist mein Haus“ usw. – so entsteht noch mal ein persönlicher Bezug zur Präsentation und ihr könnt euch besser merken, was ihr gesagt habt und eine Geschichte erzählen.
3. Call-Back zu Punkt 2: Merkt euch was ihr gesagt habt. Ein Call-Back zu einer vorrangegangenen Folie ist die Kirsche auf der Sahne eurer improvisierten PowerPoint-Präsentation. Ihr könnt so den gleichen Witz noch mal machen und noch weiter ausbauen. Das bleibt dem Publikum in Erinnerung und die Illusion der Expertise ist vollendet.
Was ratet ihr jemandem, der sich nicht traut, es auch einmal zu probieren?
Wenn ihr auftreten möchtet, euch aber nicht traut, fangt in einer Situation an, in der es kein Publikum gibt. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass ihr alleine im Raum anfangt, aber eine Situation, in der jede*r Anwesende ebenfalls selber an die Reihe kommt. Hier kann man Improkurse empfehlen oder auch eine Runde PowerPoint-Karaoke mit Freunden auf KAPOPO.
Rückblickend auf eure vielen Events – welche zentralen Erkenntnisse habt ihr gewonnen und könnt diese hier teilen?
Im Event-Geschäft muss man mit dem Herzen dabei sein. Das ist in der Show, die am Ende rumkommt, auf jeden Fall zu spüren.
Habt ihr Vorbilder im Bereich Improvisation/Comedy/Theater?
Klara: Steife Brise (Improvisationstheater), Sarah Bosetti (Poetry Slam)
Bene: Middleditch & Schwartz, Vic Michaelis, Off Book (Jessica McKenna & Zach Reino)
Ihr seid auch in den sozialen Medien vertreten? Wie und wo kann man euch online folgen?
